Herstellung der Ritualwaffe


Reines Eisen ist weit weniger hart und widerstandsfähig als Stahl und daher für die Herstellung eines Kris ungeeignet. Das Rohmaterial zur Gewinnung des Eisens ist das Erz, welches Eisen in Form von Eisenoxyd und anderen Verunreinigungen enthält. Die erste Aufgabe des Schmiedes besteht darin, die im Erz enthaltenen Verunreinigungen sowie den Sauerstoff zu beseitigen. Dadurch gewinnt er das sog. Schmiedeeisen, das ein taugliches Ausgangsmaterial für den weiteren Bearbeitungsprozess darstellt.

Das Schmiedeeisen selbst ist jedoch viel zu weich, um daraus einen Kris herzustellen. Die magische Kraft, die man den Schmieden zuschreibt, basiert zum Teil auf ihrer Kenntnis des Transformationsprozesses, durch den weiches Schmiedeeisen zu hartem Stahl wird. Im Zug dieser Umwandlung erhält das Endprodukt zwei ganz wesentliche Eigenschaften, die im Ausgangsmaterial nicht vorhanden sind: Härte und Zähigkeit.

Stahl wird gewonnen, indem man dem Ausgangsmaterial kleine Mengen an Mineralien und Kohlenstoff beimischt. Heute werden Molybdän und Chrom dem Schmiedeeisen beigemischt, um ihm Härte zu verleihen, und Kupfer, um die Rostbildung zu reduzieren.

Kohlenstoff ist das wichtigste Element zur Stahlerzeugung. Dieser muss aber im exakt richtigen Verhältnis dem Schmiedeeisen beigemischt werden. Durch eine winzige Abweichung im Promill-Bereich, würde ein Stahl erzeugt, der entweder zu brüchig, oder zu weich ist, um daraus einen magischen Kris zu formen.

Balinesische Schmiede verwenden den Schmelzprozess zur Stahlerzeugung. Dabei schmelzen sie das Schmiedeeisen ein und lassen Verunreinigungen zunächst als Gase entweichen. Anschließend schöpfen sie bestehende Verunreinigungen ab, die sich im oberen Teil der Schmelzmasse angesammelt haben. Dadurch erhalten sie einen Stahl, der rein genug ist, um ihn am Amboss zu bearbeitet. Dieser Stahl wird händisch durch einen aufwändigen Prozess des Hämmerns und Erhitzens zu einem Kris geformt, wobei Letzteres dem Metall auch eine Struktur von Stärke und Zähigkeit verleiht.

Die besten traditionellen Krise sind aus Damaskusstahl gefertigt. Dazu wird der Stahl in bandartige Schichten gehämmert und dann zum Glühen gebracht, bis die Schichten ineinander verschmelzen. Anschließend werden sie neuerlich mit dem Hammer bearbeitet, um die Festigkeit der Verschmelzung zu gewährleisten. Damaskusstahl weist sichtbare Schichten auf, die vom Schaft bis zur Spitze des Kris verlaufen. Je mehr Schichten der Stahl aufweist, desto stärker ist die Klinge des daraus geformten Kris.

 

Wenn ein Schmied die Schichten alternierend aus einer Kohlenstoff- und Nickellegierung herstellt, dann können die maserartigen Muster der Schichten unterschieden werden. Eine Nickellegierung produziert einen Stahl von hellerer Farbe, was die während des Verschmelzungsprozesses entstandenen Muster sichtbar macht. Diese Muster auf der Klinge des Kris werden auf Bali mit “Pamor’ bezeichnet.